Blutsbraeute by Margie Orford

Blutsbraeute by Margie Orford

Autor:Margie Orford
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
ISBN: 3641127289
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch...
veröffentlicht: 2013-07-16T22:00:00+00:00


28

In einem grünen, bestens beschützten Vorort der Stadt saß Cathy King und umklammerte ihr Handy. Ihre mageren Schultern zeichneten sich unter der Kaschmirjacke ab. Sie zog die Knie an den Körper und blickte vor sich hin. Ihren Tee hatte sie nicht angerührt. Die Tasse auf dem Couchtisch kam ihr winzig vor. Es war grotesk. Fast so grotesk wie sie selbst auf dem riesigen blauen Sofa. Die Terrassentür stand offen. Der graugrüne Teppich ging in den üppigen Rasen über, der sich in sanften Wellen hinunter zum Swimmingpool erstreckte, dessen großes, totes Auge reglos den sonnenlosen Himmel ansah. Cathy verabscheute den Swimmingpool, schwamm nie darin. India auch nicht.

Der Gedanke an ihre Tochter war wie ein Messerstich in die Stelle, wo ihr neuester Rippenbruch heilte. Ihr alter Arzt hatte die Augenbrauen hochgezogen, als sie zu ihm kam. »Schon wieder, Mrs. King? Sie müssen besser aufpassen.«

Das musste sie tatsächlich. Cathy sah mit trockenen Augen den Swimmingpool an. Er erwiderte den Blick. Sie hatte sich so viel Mühe gegeben, auf India aufzupassen. Sie hatte die ganze Nacht gewartet, war auf und ab gegangen. Ihre schöne Tochter, die sie so liebte, dass es wehtat, war nicht nach Hause gekommen. Cathy wusste, dass sie gegenüber ihrer Tochter versagt hatte – das sagten ihr die gebrochene Rippe und die Narben an den Innenseiten ihrer Schenkel. Trotz ihrer Liebe hatte sie gegenüber India versagt. Jetzt zwang sie sich, Brian anzurufen und ihm zu sagen, dass sie sich Sorgen um India machte. Er war auch nicht nach Hause gekommen. Freitags kam er nie nach Hause. Das war die einzige Nacht, in der sie zur Ruhe kam.

»Du bist ja verrückt«, zischte er sie an. »Die kleine Schlampe fickt sich wahrscheinlich um den Verstand. Genau wie das ihre Mutter täte, wenn ich sie machen ließe. Du unternimmst nichts, was mich in Verlegenheit bringen könnte, ist das klar? Ich sorge dafür, dass sie einen Denkzettel kriegt, wenn sie nach Hause kommt. Du rührst keinen Finger. Hast du mich verstanden?«

»Ja, Brian«, flüsterte sie. Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie da, wo ihr immer noch verletzliches Herz gewesen war, stahlhart wurde. »Ich habe verstanden.« Und sie wartete demütig wie immer ab, dass er die Verbindung trennte. Dann warf sie einen Blick in die Cape Times, die sie aus dem Altpapiercontainer geholt hatte, und tippte die Notrufnummer ein, die am Ende des Artikels über Amore Hendricks stand.

Es war jetzt hell. Sie schloss die Augen, sammelte den Rest ihrer Kraft und drückte auf die Taste für den Verbindungsaufbau.

»Faizal.« Die Stimme klang wachsam und rau in ihrem Ohr. Cathy schwieg. »Wer ist dran?«

Cathy biss die Zähne zusammen, sie wollte nicht schwach werden. »Meine Tochter ist verschwunden. Ich bin Cathy King.«

Riedwaan spürte, wie sich seine Schultern verspannten. »Mrs. King, warum melden Sie mir das?«

»Sie ähnelt dem Mädchen aus der Zeitung. Dem Mädchen, das Sie gefunden haben. Amore Hendricks.« Ihre Stimme war kaum zu hören, als wäre ihr die Luft aus den Lungen gesaugt worden. Das Entsetzen, das sie in Schach gehalten hatte, solange es dunkel war, überwältigte sie jetzt.



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